CD | BLISSTONE 04 | BARTMES | MODULAR SOUL | 2011

 OFFICIAL RELEASE DATE MARCH 16, 2011

Acid Jazz? Lounge? Drum & Bass? Neo-Soul? Easy Listening? Progressive Pop? Electronica? NuJazz? Before you agonize how to label sounds and songs of bartmes listen to your guts and the answer is simple: Intelligent heartfelt soulful music never predictable and always tasty. The sensual wooden sound of a bassclarinet, the futuristic retro sound of an old hammond and all kinds of old school keyboards, the hard driving beats of a young genius jazz and groove drummer, mesmerising single note guitar, funkiest basslines and the beautiful and authentic voice of a highly gifted singer blend organicly with computergenerated soundideas of another dimension and make you move and listen and wonder and smile.


fola dada :: vocals
frank spaniol :: bassclarinet
kosho :: guitar, banjo
sebastian merk, holger nesweda :: drums
jo bartmes :: hammond b3, rhodes, clavinet, melotron, whistling, vocals , programming
cordula stepp :: soprano voice
markus bodenseh :: accoustic bass

all tunes composed and written by jo bartmes

recorded at blisstone studio, heidelberg by michael eidt, armin bauer and jo bartmes and at rotlicht studio, mannheim by matthias grosch, kosho & arnd bollinger

mixed and produced by jo bartmes at blisstone
mastered by chris oz at ozstation studio mannheim

 

01 high taste

02 fair love

03 princess

04 authenticity

05 your guts

06 strange

07 the source

08 berlin

09 let it be

10 mood

11 bungalloo

12 maneuver

13 pfeiffer

14 ladida

( all tunes written by Bartmes)

German press: modular soul

BARTMES

GESCHICHTEN, DIE SCHWINDELIG MACHEN

Von Olaf Maikopf

Zwischen Theatermusik, Lehraufträgen und Konzerten können die eigenen Aufnahmen schon mal eine Weile liegen bleiben. Jetzt hat Jo Bartmes ein neues Album fertiggestellt, das ebenso vielfältig ist wie sein Musikeralltag. Im Interview spricht er über große Namen, die seinen Weg gekreuzt haben und seine aktuellen Ambitionen.

Seine Inspirationen bezieht der Keyboarder Jo Bartmes aus allen Himmelsrichtungen. Dazu schaut er bei Matthew Herbert vorbei um schon im nächsten Moment sein Interesse auf Medeski, Martin & Wood und Can zu fokussieren. Sie alle und ganz viel mehr finden sich in dem sinnlichen, progressiven Elektro-Jazz von Modular Soul wieder. Der ist wunderbar verspielt und immer überraschend.

Olaf Maikopf: Du nennst dein neues Album Modular Soul. Und tatsächlich setzt sich die Musik aus verschiedenen Bauteilen zusammen.
Jo Bartmes: Die modulare Bauweise entspricht meinem Leben als freischaffender Musiker. Ich spiele Gigs, mache Musik für’s Theater, unterrichte an der Uni und privat, mache meistens mein eigenes Booking, oft alles an einem Tag. Und wenn ich zwischendrin ein paar Tage Zeit hab, nehme ich zu Hause ein paar Tracks auf. Die Takes bleiben dann oft Monate oder ein Jahr liegen, weil ich z.B. an einer spannenden, zeitaufwändigen Theatermusik arbeite. Dann beschäftige ich mich wieder mit meiner Musik und entweder – wie das mit manchen Tracks der neuen CD der Fall war – muss ich komplett neu aufnehmen, weil sich’s nicht mehr richtig anfühlt, oder ich fange an, am Rechner zu basteln und was Stimmiges draus zu machen. Teilweise baue ich Loops aus Sachen, die mir Musikerfreunde irgendwann eingespielt haben. Manchmal, wenn ich schon am Basteln bin, entsteht dann auch ein neues Stück nur am Computer. Da sind dann auch Samples von anderen Bands oder z.B. einem zeitgenössischem Chorwerk, oder einem Radionachrichtensprecher verhackstückt. Es soll einfach am Ende gut klingen und eine Aussage haben. Für die CD ist alles gleichwertig, ob ich etwas mit meinen Freunden eingespielt hab oder „nur“ am Rechner gebastelt. Und manche Bastelei hab ich dann doch noch mal mit Band eingespielt.

Organisch und weich

Olaf Maikopf: Welche Musik interessiert Dich?

Jo Bartmes: Wenn sie mich berührt, interessiert mich stilistisch alles: Klassik, Jazz, gute Popmusik, Elektro, Musik aus fernen Ländern. In den Rocky Mountains hörte ich in einem Schuppen an einer Straßengabelung mal eine Bluegrass-Band, die so was von gegroovt hat. Kürzlich in einem Jugendzentrum eine fantastische Speed Metal Band, die mir den Atem geraubt hat. Mit Jazz passiert mir das leider immer seltener.

Olaf Maikopf: Wann hast Du Musik entdeckt, wie war Deine musikalische Sozialisation?

Jo Bartmes: Meine Eltern hörten Klassik – vor allem Bach und Strawinsky. Habe ich damals gehasst, sind aber schon lange zwei meiner Favoriten. Bei meinem Vater hörte ich Oscar Peterson und das Golden Gate Quartett und afrikanische Gesänge vom Tonband. Meine erste Platte, das White Album von den Beatles, hat mir meine Cousine geschenkt. Die meisten Stücke der Beatles finde ich immer noch toll. Später Jimmy Hendrix, King Crimson, Pink Floyd, dann ganz viel Soul und Funk, James Brown, Cameo usw. Erst so mit 18, kam ich zum Jazz. Ein Freund spielte mir „Go Ahead John“ von Miles Davis’s Big Fun vor, das haute mich um. Viele Jahre später, ich verdiente schon meinen Lebensunterhalt mit Musik, bin ich dann nach New York gegangen, um Jazz zu studieren, und habe gelernt, was es alles noch für spannenden Jazz vor Bitches Brew gab. Ich hatte keine Ahnung. Allerdings ist es dann auch nicht so leicht, wenn man sich während des Studiums z.B. viel mit Bebop oder traditionellen Jazzformen beschäftigt, wieder offen für alles zu werden. Ich habe Jahre gebraucht.

Olaf Maikopf: Deine Hauptinstrumente sind die Hammond-Orgel und das Fender Rhodes. Zwei ja eher „antiquierte“ Instrumente, die aber seit Jahren in bestimmten Szenen wieder absolut angesagt sind. Was macht für dich deren Reiz aus?

Jo Bartmes: Mein erstes Rhodes habe ich mir mit 15 als Zeitungsausträger in den Schulferien verdient und meine alte Hammond B3 eher zufällig erst vor einigen Jahren günstig gekauft. Die Instrumente verbinden mechanische, akustische Klangerzeugung mit Elektronik, das entspricht der Mischung in meiner Musik. Rhodes und Hammond haben was Organisches, Weiches, was man auch gut mit Verzerrer oder Wah-Wah bearbeiten kann und mischen sich wunderbar mit allem. Das würde ich so generell weder übers Klavier noch über Synthies behaupten. Der Hauptgrund ist aber sicher meine Sozialisierung, es sind die Tastenklänge, die ich in meinen Lieblingsmusiken am meisten gehört habe.

Geballte Kultur

Olaf Maikopf: Welche Spieler prägten dein Spiel?

Jo Bartmes: Inspirationsquelle war für mich immer, ob und wie Musik mich berührt und fesselt. Deshalb ist auch große Virtuosität selten etwas, was mich wahnsinnig beeindruckt. Vermutlich waren alle Rhodes- oder Orgelspieler von Miles Davis’ Bands der frühen Siebziger für meine Entwicklung wichtig, besonders Herbie Hancock. Von den aktuelleren mag ich z.B. Bugge Wesseltoft. Bei Ihm interessiert mich vor allem die Zusammenstellung seiner Musik, die organische Verschmelzung von Elektronik und computergenerierten Klängen mit echt gespielten Tönen.

Olaf Maikopf: Du erwähntest schon dein Musikstudium in NYC. Was hat es dir, außer einem Abschluss, noch gebracht?

Jo Bartmes: Alles war neu, die Lehrer, die Mitstudenten, die Stadt und das Leben dort. Ich hatte Klavier-, Kompositions- und Ensembleunterricht quasi aus erster Hand bei tollen Musikern, aber auch bei Musikerpersönlichkeiten, die über viele Jahre in den Bands von Coltrane, Shorter, Miles, Sarah Vaughan, Art Blakey oder James Brown und vielen anderen gespielt hatten. Diese waren zwar teilweise keine wirklich guten Pädagogen aber allein durch ihre Geschichten oder ihr eigenes Spiel begriff ich sehr viel über Musik.

Am Anfang habe ich mir fast jede Woche irgendeine Musikerlegende live angehört, Ahmad Jamal, Sonny Rollins, Betty Carter, usw., aber auch mir unbekannte Leute. Meinen Mitstudenten Brad Mehldau hörte ich alle paar Wochen in irgendwelchen kleinen Clubs, heute spielt er ja in den großen Konzertsälen.

John Zorn hat zum Üben für eine neue CD in einem winzigen Café eine Woche lang gespielt. Der Eintritt war frei, die Band war der Hammer - und ich erinnere mich vor allem an Joey Baron’s unglaubliche Spielfreude mit einem Grinsen das die Band, das Publikum und die ganze Belegschaft des kleinen Cafés angesteckte. Ich war in der Woche jeden Abend da. Im Sommer gab es täglich Freiluftkonzerte in Parks und auf Plätzen. Da hörte ich u.a. Sun Ra, Meshell Ndegeocello, Maceo Parker. Jon Cage erlebte ich im Central Park noch live auf der Bühne. Viel zeitgenössische Musik, modernen Tanz, Performance. Oh, da werde ich gerade ganz sentimental, so viel geballte Kultur hatte ich sonst nie in meinem Leben. Aber eigentlich war auch einfach der Gang zum Milchholen im Laden nebenan inspirierend.

Olaf Maikopf: Erinnerst du dich an besondere Erlebnisse mit deinen Lehrern?

Jo Bartmes: Joe Lovano habe ich bei einem Workshop in den Rocky Mountains als fantastischen Lehrer erlebt. Ich war mit anderen Workshopteilnehmern in einer Band, die er leitete und in der er auch mitspielte. Wir hatten dann dort ein paar Gigs zusammen. Er ist mir nicht als Pädagoge in Erinnerung, aber wenn er über Musik sprach, war das so gewaltig, so deep und nachhaltig. Genau wie er Saxophon spielt. Aber das erlebte ich mit einigen dieser Meister.

Olaf Maikopf: Deine Band ist mit Musikern besetzt, die in der Soul-, New Jazz- und Club-Musikszene bekannt sind. Was prädestiniert Fola Dada, Kosho, Sebastian Merk, Frank Spaniol für Bartmes?

Jo Bartmes: Die Kombination hat sich eher zufällig ergeben. Frank und Sebastian spielen übrigens in anderen Projekten viel mehr Jazz als bei mir, aber einfaches Grooven macht ihnen zum Glück genau so viel Spaß. Es sind alles selbstbewusste Musikerpersönlichkeiten. Sie komponieren alle und haben Ihre eigenen Band-Projekte. Aber in meiner Band akzeptieren sie mich als ersten Ideengeber. Mit Kosho und Sebastian spielte ich ein paar Trio-Gigs, bei denen ich das wunderbare Gefühl hatte, Kontrolle komplett aufgeben zu können, völlig im Hier und Jetzt zu sein. Mit Frank habe ich über die Jahre immer wieder gespielt. Seine tollen Ideen und seine präzise Time mochte ich schon immer, und er ist auf meiner letzten Platte mit Tenor-Saxophon, Sopran und Flöte bei ein paar Stücken dabei. Als er dann immer mehr Bassklarinette spielte - ich liebe den Klang - war klar, dass er in der Band eine größere Rolle spielen muss. Fola hörte ich mit Hattler zum ersten Mal, Ihre warme klare Stimme und Ihre starke und angenehme Bühnenpräsenz hatten es mir sofort angetan.

Eigentlich sollte sie für Modular Soul nur ein, zwei Lieder einsingen. Aber die gemeinsame Arbeit machte uns beiden so viel Spaß, dass ich immer mehr Texte schrieb. Manche Stücke, die ursprünglich Instrumentalnummern waren, wurden dann zu Songs. Also alles eher organisch gewachsen und nicht kalkuliert.

Olaf Maikopf: Es sind auch Musiker dabei, die man von DePhazz kennt. DePhazz bedient eher die Lounge-Gemeinde. Bei Dir spielen die Musiker nun eine offenere Musik.

Jo Bartmes: Ich mag Überraschungen und unerwartete Abenteuer in der Musik, Vorhersehbarkeit möchte ich vermeiden. Bauch, Intellekt und Groovebedarf oder Rhythmusbedürfnis, wenn es so was gibt, möchte ich gerne gleichermaßen ansprechen. Ich freu mich, wenn die Musik Tiefgang hat und trotzdem gut zu verstehen ist. Authentizität ist zwar ein viel strapaziertes Wort aber es ist mir wichtig, mit meiner Musik und auch meinen Texten authentisch zu sein.

Olaf Maikopf: Apropos Texte. Warum verwendest du sie in Deiner Musik?

Jo Bartmes: Ich glaube, es fing ursprünglich damit an, dass ich Gesang als Stilelement, als zusätzliche Farbe, integrierte. Heute sind mir - bis auf den einen eher dadaistischen von „Maneuver“ - alle Texte auf Modular Soul sehr ernst. Ich möchte unbedingt das kommunizieren, was mir wesentlich und wichtig ist und nicht weniger.

Selbstverantwortung zu übernehmen für alles, was ich tue und fühle. Freiheit mir nehmen und geben in einer Beziehung, Authentizität, Umgang mit unseren Resourcen – das sind alles Themen, bei denen es nicht einfach ist, leicht und spielerisch zu bleiben, nicht belehrend oder altklug rüberzukommen. Das gelingt mir nur teilweise.

Olaf Maikopf, Jazzthetik, März, 2012


SOUNDTRACK FÜR TARANTINO

Frisch, einfallsreich, abwechslungsreich und modern - so klingen die 14 Tracks auf „modular soul“, dem neuen Album von Jo Bartmes. „Nu Jazz“ wäre dafür das falsche, weil einschränkende Wort, denn die Sängerin Fola Dada bringt schon eine ordentliche Portion Soul und Hip Hop („Maneuver“) ins Spiel. „Princess“ überzeugt dagegen mit Banjo-Grooves, zu denen Jo Bartmes sich eins pfeift. Aber auch ausgeschlafene Funk-Grooves („Authenticity“) und repetitiver Minimal („Ladida“) und der Gesang der Sopranistin Cordula Stepp finden sich auf „modular soul“, dazu noch reihenweise originelle Rock-Gitarrensounds von Kosho, jazzige Keyboards von Bartmes selbst. Und was bitteschön, soll man gegen ein Album sagen, das die Bassklarinette derart prominent einsetzt.

Hier geht es tatsächlich mehr um Sound als um Songs, was für eine deutsche Produktion eher ungewöhnlich ist, zumal wenn daraus kein instrumentales Muskelspiel wird, sondern eine erfrischende Lässigkeit sich durch all die Tracks zieht. Und einen Track wie „Bungalloo“ mit seinem Flair alter französischer Filmsoundtracks sollte man dringend Quentin Tarrantino schicken.

Insgesamt scheint „modular soul“ eines der rundesten Alben, das in der Region bislang produziert wurde: a journey into sound and good grooves, fürwahr.

Ulrich Kriest, Meier, März 2012


BARTMES FEAT FOLA DADA

„Modular Soul“ heisst das am 16. März erscheinende neue Album von Jo Bartmes, das im kunstvoll ausgestanzten Cover schon optisch wunderhübsch daherkommt. Doch auch der akustische Inhalt lässt keine Wünsche offen. Der in Heidelberg lebende Keyboarder ist ein grosser Eklektiker vor dem Herrn. Stile und Zutaten werden wild zusammengemixt. Funk, Jazz, Soul, Clubmusik, Retrodisko oder zeitgenössische Elektronika - Hauptsache es klingt gut und groovt ordentlich. Da dengeln die treibenden Techno-Beats durch die Landschaft, während der schnurrige Klang der Bassklarinette anheimelnd knarzt, der akustische Bass locker vor sich hinswingt, das E-Piano smart funkt, die Orgel schmatzt und eine fies verzerrte Gitarre ein Minisolo beisteuert. Man weiß gar nicht so recht, wo man überall gleichzeitig hinhören möchte, so bunt und detailverliebt kommt das Klangbild der meisten Stücke dahher. Oder man lässt sich einfach vom lockeren Flow dieser gutgelaunten Musik dahintreiben. Unüberhörbar allerdings ist die smarte Stimme von Fola Dada, die bei Hattler als Sängerin reüssierte und bei bartmes das ausdrucksstarke und stimmungsvolle Aushängeschild ist.

Johannes Frisch, Klappe Auf, März 2012



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